Das bedeuten die Niedrigzinsen für Sparer

 

In der vergangenen Woche hat die Europäische Zentralbank (EZB) eine Zinsentscheidung gefällt, die fundamentale Auswirkungen für alle Sparer, Anleger und Besitzer von Lebensversicherungen hat.
Die EZB weitet die umstrittenen Anleihekäufe von 60 Milliarden Euro auf 80 Milliarden Euro im Monat aus. Zusätzlich verschärft sie den Strafzins für die Bankeinlagen und senkt den Leitzins auf 0,0 %. Banken und Versicherungen, die Geld bei der EZB hinterlegen, müssen ab sofort einen Strafzins von 0,4 % bezahlen.
„Damit hat die EZB das Terrain der Geldvernichtung betreten“ kommentiert der renommierte Professor Dr. Max Otte die Zinsentscheidung. Die Auswirkungen für Sparer, Bauherren, Arbeitnehmer und Aktionäre sind beträchtlich. Denn die Entscheidung der EZB macht jede Hoffnung auf steigende Zinsen in den nächsten Jahren zunichte. Durch das auf nunmehr 1,74 Billionen (1.740 Milliarden) aufgepumpte Anleihenkaufprogramm schwimmt der Finanzsektor im Geld. Marode Staatsanleihen werden von der EZB aufgekauft, die Banken erhalten Kredite von der EZB bereits zu 0,0 % Zinsen. Also haben die Banken gar keinen Anreiz, Guthabenzinsen zu zahlen, um Kundengelder anzulocken. So beträgt derzeit der durchschnittliche Tagesgeldzins bei deutschen Banken 0,29 %, einige Banken bieten tatsächlich schon unter 0,1 %. Und :“Die Zinsen auf Sparprodukte werden weiter sinken“, so Carsten Brzeski, Chefvolkswirt der ING DiBa. Zwar werden die Banken wohl vorerst keine Minuszinsen auf Girokonten berechnen, aber dafür müssen Kontoinhaber mit steigenden Kontoführungsgebühren und anderen Kosten für Finanzdienstleistungen rechnen.

Freuen können sich Häuslebauer. Die Zinsen für Immobilienkredite sind niedrig wie nie zuvor. Die Zinsen für 10-jährige Darlehen sind im Februar auf ein historisches Tief von 1,35 % p.a. gefallen. Die niedrigen Zinsen haben allerdings insbesondere in den Ballungsräumen die Immobilienpreise stark anziehen lassen. Gerade in den Metropolen ist die Gefahr einer Immobilienblase gestiegen. Der Anteil des Einkommens, den Mieter fürs Wohnen ausgeben müssen, ist drastisch gestiegen.

Die Geldflut lässt auch den Goldpreis steigen. Seit Jahresbeginn ist er um fast 20 % gestiegen. Allerdings sollte die Anlage in Gold eher der persönlichen Absicherung als der Erzielung einer Rendite dienen, schließlich bringt Gold keine Zinsen, sondern verursacht sogar noch Kosten für Aufbewahrung (Schließfach) und Versicherung.

Die Idee, dass die Politik des billigen Geldes Banken und Versicherungen dazu bringt, das Geld in Aktien anzulegen und damit die Kurse nach oben zu treiben, funktioniert leider auch nicht. Da die Weltwirtschaft nur noch langsam wächst, steigen auch die Unternehmensgewinne nur noch langsam, im 4 Quartal 2015 gerade mal um etwas über 1 %. Folgerichtig liegt der Deutsche Aktienindex DAX in diesem Jahr mit über 10 % im Minus.

Die größten Verwerfungen hat die EZB – Politik an den Anleihemärkten ausgelöst. Rund drei Viertel aller Bundesanleihen bringen inzwischen einen negativen Ertrag. Investoren wie Banken und Versicherungen, die diese Staatspapiere kaufen (müssen), verlieren also Geld. Das wirkt sich auch auf die Rendite von Lebensversicherungen aus, die gezwungen sind, in solche Papiere zu investieren. Für Neukunden beträgt der so genannte „Garantiezins“ nur noch 1,25 % p.a. Dieser wird aber auch nur auf den Sparanteil der Versicherung gezahlt, die effektive Rendite ist also noch niedriger. Und es gibt schon Bestrebungen, den Garantiezins weiter zu senken.

Torsten Wiese, Geschäftsführer SRI capital